Naturhistorisches Museum Nürnberg

Virtuelle Aus­stellung

„Amulett, Talisman, Glücks­bringer“

Das Tasagalt (Agadez-Kreuz)

Ursprüng­lich war das tasagalt ein Männer­schmuck, den der Vater seinem Sohn über­gab, so­bald dieser das Heirats­al­ter er­reicht hat­te. Der Vater sagte dazu: „Mein Sohn, ich schen­ke dir die vier Ecken der Welt, weil man nie weiß, wo man sterben wird.“

Später trugen Frauen die Kreuze als Schmuck und als Kapital­anlage, manch­mal mehr als zehn an einer Ket­te. Sie wurden, wenn nötig, ver­kauft. Hier scheint der Amulett­charak­ter ver­loren zu sein. Denn weni­ger schnell trenn­ten sich Frauen von anderen Amu­let­ten, Amulett­behäl­tern aus Silber­blech, vier­eckig und hohl, ge­füllt mit einem Koran­spruch. Solche Amu­lette wer­den wir uns dem­nächst ge­nauer an­schauen.

Das tasagalt be­steht aus 833er Silber und war zu­vor oft ein Maria-There­sien-Taler. Her­ge­stellt wur­de es im Wachs­aus­schmelz­ver­fahren: Ein Wachs­modell wird dabei mit Ton um­hüllt, der Ton wird ge­brannt, das Wachs lässt man aus­fließen, in die Höh­lung wird die Sil­ber­legie­rung ge­gos­sen und der Ton nach Er­kal­ten des Kreu­zes zer­schla­gen. Un­eben­heiten und Guss­kanal be­seitigt ein Schmied mit Fei­len und mit Punzen und Stichel orna­men­tiert er es. Interes­santer­wei­se gibt es noch eine ganze Reihe an­derer Inter­pre­ta­tionen zum tasagalt . Der Name „Agadez-Kreuz“ stammt von den Fran­zosen und nicht aus der Berber­sprache. So gibt es auch Inter­pre­ta­tionen, die be­sagen, dass dieser kleine An­hänger die mili­täri­schen Orden der fran­zösi­schen Offi­ziere nach­ahme oder dass er ein Symbol für einen Echsen­schwanz sei, weil die Schmiede, die ihn her­stell­ten sich von Echsen ab­leite­ten, oder er sei ein Phal­lus­symbol oder eine Variation des alt­ägyp­tischen Ankh, des Symbols für das Le­ben. Oder es sei ein Schutz gegen den bösen Blick – viele Inter­preta­tionen, viele Ge­schichten.

Agadezkreuz